Am 8. Mai 1945 endete mit dem Zusammenbruchs Nazi-Deutschlands der Zweite Weltkrieg (1939-1945). Seit diesem Zeitpunkt gibt es 80 Jahre Frieden in Österreich.
Zweiter Weltkrieg
Es gibt viele Gründe, warum der Zweite Weltkrieg an Zerstörung und Toten kaum zu überbieten war, doch geht es mir heute nicht darum. Nur so viel: Europa war damals ein einziges Schlachtfeld. Die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus vernichtete nicht nur militärische Einrichtungen, sondern auch zivile Ziele, weil die Menschen, die dort lebten, in der Meinung der Nazis minderwertig seien und daher sowieso kein Lebensrecht besitzen würden.
Wiederaufbau sichert Frieden
Im Mai 1945 waren also viele Menschen tot und die wenigen, die das Glück hatten, die Katastrophe zu überleben, standen im wahrsten Sinn des Wortes vor den Trümmern ihrer Existenz. Für sie ging es nun darum, eine neue Gesellschaft, ein neues Land aufzubauen.
In Österreich ging es dabei in einem ersten Schritt darum, die Einheit des Landes aus den vier Besatzungszonen wiederherzustellen. Nach den Wahlen 1945 wurde unter Bundeskanzler Leopold Figl (ÖVP) eine große Koalition (ÖVP und SPÖ) gebildet, deren Ziel es war, einen frühzeitigen Frieden mit den Alliierten zu schließen und so die Unabhängigkeit und Einheit Österreichs wiederherzustellen. Erst nach dem Tod Stalins (1953) kam Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen. So konnte am 15. Mai 1955 (vor 70 Jahren) der Staatsvertrag unterzeichnet werden.
Wiederaufbau sichert Wohlstand
„Österreich ist frei!“ diese berühmten Worte von Bundeskanzler Julius Raab bei der Unterzeichnung des Vertrages setzte in der Bevölkerung Energien frei und es begann ein Wiederaufbau, an dem alle mitarbeiteten. Die Zusammenarbeit war über die Parteigrenzen hinweg gegeben, denn schließlich wusste jede und jeder, dass Österreich den Einsatz aller brauche. Die damalige Zeit war sicherlich nicht immer einfach für die Menschen, aber innerhalb weniger Jahrzehnte wurde schier Unmögliches geleistet.
80 Jahre Frieden in Österreich
Es folgte die längste Friedensepoche, die Europa jemals gesehen hat. Die Erinnerungen an den Krieg und die Erzählungen der Menschen, die ihn erlebten, prägten sich so tief in das kollektive Gedächtnis, dass Krieg einfach keine Option mehr war. Heute – 80 Jahre nach dem Waffenstillstand – wollen wir dankbar auf diese Jahrzehnte zurückblicken.
Doch blicken wir heute auch mit Vorsicht auf diese Zeit zurück. Denn im Laufe der Jahrzehnte geriet diese Einigkeit immer mehr in Vergessenheit. Verschiedene Interessensgruppen hatten nur noch den eigenen Vorteil vor Augen und vergaßen darüber die Gesellschaft als Ganzes. Aus dem inklusiven „Wir“ der Nachkriegszeit, das alle Menschen aufnahm, weil man zusammenhelfen wollte, wurde immer mehr das ausgrenzende exklusive „Wir“, das zum Bollwerk gegen alles Fremde wurde. So konnten politische Gruppen erstarken, die nicht unsere Gesellschaft und das Gemeinsame im Blick haben, sondern die ganz bewusst spalten und Hass schüren. Sie erhoffen sich von diesem Hass Stimmen und vielleicht einen persönlichen Vorteil. Die Gesellschaft ist ihnen herzlich egal. So stehen wir heute – 80 Jahre nach Kriegsende – wieder am Anfang. Wir müssen neu um den Frieden kämpfen und unsere Freiheit verteidigen. Damit bleibt, was 1945 allen klar war: Nie mehr Krieg!